Johann Wilhelm Wilms: Klavierwerke
Oliver Drechsel; Hammerflügel Christian Erdmann Rancke, Riga, ca.1825
Verlag Dohr 2004; DCD 024; EUR 18,50
Aufnahmeort: Emmanuelkirche Köln-Rondorf, Aufnahemdatum: 27.3. und 7.4.2004
Tonmeister: Gerald Steuler, Klaviertechniker: Reinhold Becker
Inhalt:
Johann Wilhelm Wilms (1772-1847):
– Ariette F-Dur „Einmal in meinem achten Jahr“
– Sonate B-Dur op.13
– Variationen G-Dur „Nel cor piu non mi sento“
– Romance de Cendrillon
– Ariette F-Dur „Seit ich so viele Weiber sah“
Gesamtspielzeit: 63:35 min.
Rezensionen:
„[…] In Ersteinspielung wurden vier ausgewählte Variationszyklen von Johann Wilhelm Wilms […] vorgelegt, die an Einfallsoriginalität, der handwerklichen Ausführung und mit der, schon damals von Musikalienhändlern geforderten, möglichst großen Absatzgarantie ausgestattet, in keiner Weise den entsprechenden Beethovenschen Variationsmustern nachstehen. […] Oliver Drechsel gelingt es stilistisch überzeugend und technisch makellos, die unkomplizierte und den Zeittrend berücksichtigende Klangwelt jener Tage mit den aufnahmetechnischen Möglichkeiten von heute erneut aufblühen zu lassen.“
Conti Eckert, Wetterauer Zeitung 29.10.2005
„Es ist unglaublich und immer wieder verblüffend, wie viel sich auch aus einer bekannten Epoche der Musikgeschichte wie derjenigen Beethovens noch an Vergessenem wieder entdecken lässt. Wer kennt schon Johann Wilhelm Wilms, der […] einer der wichtigsten Anreger des Musiklebens in Amsterdam wurde? Als ´Concerto Köln´ vor gut zwei Jahren beim Bonner Beethovenfest eine seiner Sinfonien vorstellte, war man überrascht von der Kraft und Originalität seiner Tonsprache, die zudem keineswegs epigonal wirkte. Die Klavierwerke von Wilms, die jetzt auf einer neuen CD vorgestellt werden, geben sich zwar viel schlichter und moderater, aber sie zeigen ebenfalls einen ebenso beachtens- wie liebenswerten Meister vor allem der Variationsform […] Oliver Drechsel, der einen gut restaurierten Flügel von 1825 aus der Sammlung Dohr für diese Aufnahmen nutzen konnte, gewinnt dieser Musik viele feinsinnige Valeurs ab und weiß das Instrument mit seinem leicht silbrigen, obertonreichen Klang sehr gekonnt und stilvoll einzusetzen. […] Dass sich diese Edition im Übrigen auch und gerade an (Amateur-)Pianisten wendet, ist dem Umstand zu entnehmen, dass parallel zur CD-Edition auch die Noten […] im Dohr-Verlag erschienen sind. Wer sich´s zutraut, sollte den Versuch daher nicht scheuen, auch wenn es ihm wohl nicht leicht gelingen dürfte, Oliver Drechsels meisterhaftes Spiel zu erreichen, das die Musik von Wilms hier in denkbar schönstem Licht erscheinen lässt.“
Köln-Bonner-Musikkalender 1/2005
„Lange Zeit nahezu vergessen, rückt das Werk von Johann Wilhelm Wilms (1772-1847) mehr und mehr wieder ins Bewußtsein der musikinteressierten Öffentlichkeit. Nach den Einspielungen von einigen seiner Symphonien und eines Klavierkonzertes sind nunmehr hier Werke für Pianoforte solo zu hören. Der Pianist Oliver Drechsel hat sie auf einem Hammerflügel aus der Werkstatt von Christian Erdmann Rancke (Riga, 1825) eingespielt. Das Instrument – auch optisch ein Genuß – orientiert sich an englischen Vorbildern und gefällt durch einen recht brillanten Ton, mit dem es auch moderneren virtuosen Ansprüchen genügt.
Das ist bei Wilms Klaviermusik durchaus erforderlich. Mögen auch die vier hier vorgelegten Variationen über damals populäre Melodien für den Gebrauch im Rahmen der Hausmusik geschaffen worden sein, so verlangen sie dem Interpreten doch einiges technisches Können ab. Der kunstsinnige Dilletant im damaligen Sinne war eben bei weitem kein amateurhafter Stümper. […] Oliver Drechsels engagiertes Spiel, das informative Booklet und der makellose Klang der Aufnahme ermöglichen […] einen interessanten Einblick in das kammermusikalische Schaffen des Wahlniederländers Wilms, der mit seiner Musik an der Schwelle zwischen Klassik und Romantik stand.“
Sven Kerkhoff (www.musikansich.de, 1/2005)